< Pressestimmen: Extrawurst

Fast jeder Satz eine Pointe oder zumindest eine Tretmine!

Der Name «EXTRAWURST» ist verharmlosend und irreführend. Die aktuelle Sommerkomödie der Förnbacher Theater Company ist schwerblütige politische Korrektionsarbeit. Die Entlarvung des Alltagsrassismus derer, die sich für politisch korrekte & moralisch sichere Seite entschieden haben. Der Rassismus in uns allen. Ebenso unsere abgründige Ungewissheit darüber, was uns ausmacht. Und die Unfähigkeit mit dem «Neuen», «Anderen» und «Fremden» einen tauglichen Umgang zu finden. Alles, auch die alltäglichen Kaschierungsgesten («ich bin zwar alles andere als rassistisch, nur ...»), wird im Theaterstück „Extrawurst“ entblösst.

Die Inszenierung ist derart auf Baslerische Tennisclub-Mentalität eingeschliffen, dass man nicht auf die Idee käme, ein Stück der deutschen Starautoren Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob zu sehen. Das Förnbacher-Ensemble spielt die Parts in einer derart präzise, dass man teils nicht mehr von Spiel und Wirklichkeit unterscheiden kann. Das merkt man daran, dass die Premieren-Zuschauer den Druck von der Bühne mit lauten Zwischenrufen abzumildern versuchten. Fast jeder Satz eine Pointe oder zumindest eine Tretmine.

Sämtliche Rollen sind baseldytsch besetzt. «Der Türke» Erol (Lou Bihler) spricht akzentfreier, als jeder Basler Pausenhof. Der Präsident im Tennisclub (Helmut Förnbacher) beherrscht alle Gesten der Macht und Manipulation. Sein Stellvertreter Matthias bewegt sich den ganzen Abend in der Kampfzone zwischen Bünzlitum, Gutmensch und Selbstbehauptung. Die Ehefrau (Daniela Bolliger) von Vorstandsmitglied, Werbeprofi und Sponsor Torsten (Percy von Tomëi) muss ab Mitte des Abend eine heimliche Affäre zum Türken Erol dementieren.

Unfassbar mutet die Totalabsenz der sogenannten Basler Mainstream-Medien an. Regionaljournal? Baz? bz? 20 min.? Telebasel? Sonst in der ersten Reihe der Moral-Konditionierer, schauen die Redaktionen genau dann weg, wenn ein Basler Theaterunternehmer und Regisseur auf Basler Bühne mit Basler Schauspielern die Koexistenz mit dem Nichtbaslerischen zu definieren versucht.

Willie Surbeck, Journalist und langjähriger Chef von Telebasel