< Pressestimmen: E heerligi Nase voll Fasnacht - S'Ridicule 2020

Ridicule – Fasnacht schmeggt no Larvelagg, Räppli und Mimose …

Im Badischen Bahnhof wurde das letzte Ridicule am alten Ort (der neue Ort ist noch nicht bekannt) zelebriert. Das Publikum bekam an der Premiere Poetisches, Lustiges, Politisches und Besinnliches rund um die drey scheenschte Dääg zu sehen und zu hören.

«D Fasnacht isch fir alli doo» – dies ist die Quintessenz des diesjährigen Ridicule. Und in der Tat gibt es nicht nur eine einzige, allein seligmachende Fasnacht. Jeder/jede, der/die an diesem Dreitage-Anlass teilnimmt, hat seine eigene Fasnacht im Kopf und zelebriert des Stadtbaslers liebsten Volksbrauch infolgedessen nach eigener Fasson. Ob Laternenmaler, Aktiver uff dr Gass oder Serviertochter in dr Baiz, sie sind sich alle einig – Fasnacht hat ihren ganz besonderen Raiz.

Das flotte Nummernprogramm setzt ein mit einem gekonnten Prolog und mit mächtig viel Fasnachtsmusik. D Ridicule-Pfyffere legen einen herrlichen «Calvados» sowie später einen wie paprikascharfen «Ungar» aufs Parkett. Doch dann präsentiert uns Liv ein ganz besonderes klassisch angehauchtes Kabinettstückchen. «Dr Mozart z Basel» entführt uns einerseits in die zauberflötige Welt des Papageno und erschliesst uns andererseits auch neue Horizonte. Wohl kaum jemand hätte gedacht, dass man einen FCB-Schlachtgesang wie «FC Basel, schiess e Gool» derart melodiös umsetzen könnte. In den verschiedenen Raahmestiggli und in den punkto Rhythmik und Versmass gewöhnungsbedürftigen Bängg namens «S Kuchi-Daaberettli» und «Giftspritzi» (s isch nimm wie friehner) geht es in der Folge um die bekannten Diskussionsthemen – da dürfen die gebetsmühlenartigen Leitstellen-Durchsagen der BVB über die völkerverbindende Greta Thunberg sowie Trump und die Chinesen nicht fehlen. Angespielt wird auch aufs Basler Münster und auf die heiss diskutierte moderne Political Correctness im Alltagsleben (was derf me, was derf me nimm). Allewyl sauguet kommen die Protagonisten der Balkonszeene daher: Friidi und Röösli mit ihren wallenden Federboas schieben sich gegenseitig uff d Rolle und bedanken sich bei Spiritus Rector und Fasnachts-Altstar Carl Miville (der an der Premiere persönlich anwesend war) standesgemäss mit einer Flasche Wein.

Zu den Highlights dieser Aufführung gehören die Hommage an den verstorbenen Basler Tambour Peter Heitz (den langjährigen Fasnächtler, Mitgründer der Trommelgruppe Ueli 1876 und Komponisten des Trommelmarsches Ueli). Als Grande Finale – kurz vor dem poetischen Epilog – wird von der Tamboure-Gruppe Hypokras und den Ridicule-Pfyffere ein rassiger «Fyyrvogel» garniert mit unzähligen Zwischentönen serviert. Und dann kommt sie, die wahnwitzige Duett-Nummer der beiden Swingvögel: «Piccolo meets Vibra phone», dieser Auftritt lässt keine Wünsche offen.

von Lukas Müller (Kleinbasler Zeitung)