Übersetzt in eine zeitgemäße Sprache. Kontrastprogramm dann in der zweiten Saisonpremiere: Molières unverwüstlicher Klassiker "Der eingebildete Kranke" hatte am Mittwoch Premiere in der Theaterhalle. Frech, witzig, modern aufgepeppt kommt diese Gesellschaftskomödie über einen Hypochonder und geldgierige Quacksalber auf die Bühne. Helmut Förnbacher hat das zeitlose Stück von 1673 nach einer alten Übersetzung neu ins Deutsche übertragen, in eine zeitgemäßere Sprache. Dazu passt das entstaubte "Outfit", das der Theaterleiter und Regisseur diesem französischen Dauerbrenner verpasst: eine Chaiselongue, lauter Arzneifläschchen auf dem Boden, bunte aufblasbare Sitzkissen und eine Tafel, auf der die Klistiere und Arzneien notiert werden, bilden den Bühnenraum. Und dann erst die skurrilen und exzentrischen Kostüme von Camilla Fivian und Corinne Baumann, eine Couture zwischen historisch und modisch-hip.
Die Titelrolle ist maßgeschneidert für Dieter Mainka, der damit eine 66-jährige Bühnenkarriere krönt. Er kostet diese Paraderolle des kauzigen Argan, der nach immer mehr Tinkturen und Klistieren verlangt, mit aller komödiantischen Souveränität aus. Im wallenden Morgenmantel gibt er den vermeintlich Leidenden, der eigentlich putzmunter ist und mit Kissen nach seinem vorwitzigen Hausmädchen Toinette wirft. Mia Lüscher ist in der Rolle des rotzfrechen kecken Dienstmädchens ein Wirbelwind und gibt ihrem verblendeten Herrn lautstark Paroli. Ganz die mondäne Madame rauscht Kristina Nel in roter Robe mit Stola als platinblonde und berechnend-geldgierige Gattin Béline auf die Bühne, spielt mit kapriziösem Getue das berechnende Luder. In löchrigen Jeans und Rüschen-Bluse stürzt sich Lea-Sina Bühler als Tochter Angelique in den Gefühlsüberschwang der heiß Verliebten. Zusammen mit ihrem Geliebten Cléante (Stefan Nyffenegger), der sich inkognito in Frauenklamotten ins Haus einschleicht, breiten sie ihre heimliche Love-Story in einem Rap aus.
Eine hinreißende Parodie auf die affektierten, hochnäsigen und selbstgefälligen Quacksalber gibt Lothar Hohmann als Arzt Diafoirus im rosa Lackmantel: eine treffliche Karikatur. Das hat Witz, Tempo, erfrischenden Pep und überspitzte Situationskomik, wie Förnbacher mit seinem Ensemble diese bissige Satire umsetzt, bei der die geldgierige Sippschaft eine harte Lektion erhält.
Von Roswitha Frey