Basel - Mozarts charakteristisches meckerndes Lachen klingt noch nach, wenn die Bühne dunkel geworden ist und man die Theaterhalle im Badischen Bahnhof verlassen hat. Das unbekümmerte Kichern ist immer noch im Ohr, obwohl dieses Stück „Amadeus“ von Peter Shaffer, das im Förnbacher Theater am Dienstagabend Premiere hatte, eigentlich ganz bitter ist und tragisch endet.
Reine Fiktion
„Amadeus“ ist ein Theaterreißer. Und dabei ist doch alles reine Fiktion. Shaffer hat Salieris eigentlich hervorragenden Ruf mit diesem Bühnenstück getrübt. Zwar ist die Giftmordthese nicht endgültig geklärt, und dieser Aspekt der Mozartforschung bietet noch immer genügend Stoff für Spekulation – Salieri als vorgeblicher Giftmischer bleibt jedoch ein Gerücht. Aber im allgemeinen Bewusstsein wird er weiterhin als mörderischer Neider gelten, denn die Legende hält sich hartnäckig.
Auf der Bühne wirken diese „Cabalen“ Salieris und seine Erzrivalität mit Mozart spannend wie ein Thriller. Und die Spannung bleibt in der Inszenierung von Helmut Förnbacher bis zur letzten Minute, atmosphärisch unterlegt von Mozarts göttlicher Musik und gespielt in prachtvollen historischen Kostümen mit Rokoko-Perücken. Aber es ist trotzdem kein verzopftes „Perückenstück“, sondern ein Drama um Genie und Mittelmaß.
Erzählt wird in Rückblenden und Zeitsprüngen aus der Perspektive des Hofkapellmeisters Antonio Salieri, der die Bühnenzeit und die Erzählsituation beeinflusst und dem Publikum seinen perfiden Plan beichtet, den Konkurrenten Mozart aus dem Weg zu schaffen.
Helmut Förnbacher sitzt als Salieri im barock aussehenden Rollstuhl, wird am Ende seines Lebens, kurz vor einem Suizidversuch, von Gewissensbissen geplagt und hadert, von Hass und Neid verbittert, mit Gott. Förnbacher schöpft alle schauspielerischen Mittel aus, um diesen Intriganten, Gotteslästerer und „Schutzpatron der Mittelmäßigen“ zu verkörpern und bringt eindrücklich viel Schmerz in seine Rollengestaltung des alten Salieri ein.
In einem großen Monolog zur „Figaro“-Musik verzweifelt er einmal schier daran, dass seine Musik verblasst und die Mozarts unsterblich ist, ein andermal bricht er gramgebeugt über der absoluten Schönheit von Mozarts Noten zusammen. Auch sieht man ihm gerne zu, wie er als „böser“ Italiener versucht, Mozarts Frau mit süßen „Venusbrüstchen“ zu verführen.
Dieser Paraderolle steht das „obszöne Kind“ gegenüber. Mit einem Satz über den Tisch reißt Falk Döhler als junger infantiler Mozart die Szene an sich. Ganz wunderbar, mit welch umwerfender Jungenhaftigkeit Döhler „Gottes Liebling“ spielt und wie unbekümmert er sich in Mozarts berühmt-berüchtigtem Fäkalhumor äußert. Döhler ist aber nicht nur ein herrlich kindischer Scherzkeks, der impertinent und vulgär pöbelt, er macht sehr überzeugend eine Verwandlung durch hin zum tragischen frühen Ende…