< Pressestimmen: My Way

Zwei Weltstars und die Whiskey-Liebe

Das Traumpaar Frank Sinatra und Ava Gardner, gespielt von Dany Demuth und Jennifer Rudin

In der einen Hand das Mikrofon, in der anderen das Whiskey-Glas: So kennt man Frank Sinatra. Man kennt aber auch Sinatras spezielle Freundschaft zur amerikanischen Whiskeymarke Jack Daniel"s und die damit verbundenen Karriereabstürze bis hin zum Stimmenverlust. Wie sagte doch "Old Blue Eyes": "Ich bin für alles, was einem über die Nacht hinweg hilft, ob es nun ein Gebet, ein Schlafmittel oder eine Flasche Jack Daniel"s ist". Auch in dem Musical "My Way" im Förnbacher Theater Basel ist Jack Daniel"s der heimliche Hauptdarsteller. Dany Demuth hat als Frankie Boy ständig ein Longdrinkglas mit Scotch in der Hand, wenn er auf dem Barhocker die grossen Hits von "The Voice" singt. Der Plot von Andy Hallwaxx will die wahre Geschichte von Frank Sinatra und Ava Gardner erzählen: Zwei Weltstars der 50er Jahre, er ein legendärer Sänger und Entertainer, sie eine Göttin des Hollywoodfilms "ein Leben zwischen grossen Gefühlen, Glamour, Alkohol, Leidenschaft und Ehekrieg. Das konnte nicht gut gehen. Stefan Saborowski hat das Theaterstück mit Musik so locker, fliessend und schlaglichtartig inszeniert, dass in den Szenenfolgen viel über das Showbusiness, den Mythos Sinatra und das Zwischenmenschliche rüberkommt. Originell ist auch die Rahmenhandlung. Da stürzen zwei junge Musicaldarsteller mit Gepäck und Kostümen atemlos zur Tür herein und erzählen von der Show, die sie aufziehen wollen. Ihre Favoriten fürs Casting wären Robbie Williams und Nicole Kidman, aber dafür reicht das Budget nicht. Und so müssen sie halt selber den grossen Sinatra und die umschwärmte Leinwandgöttin spielen. Dany Demuth und Jennifer Rudin schlüpfen ganz authentisch in diese Rollen. Man nimmt es ihnen ab, die Szenen einer Ehe, die Atmosphäre, die Showtime, den besten Freund Jack Daniel"s, das Leben eben. Nur das zwischen Showbiz und Mafia angelegte Sinatra-Milieu, der Rausch und die Ekstase könnten noch etwas glaubwürdiger transportiert werden. Da in diesem Stück viel gesungen wird " ein Best-of von "Lady Is A Tramp" bis "I Get A Kick Out Of You" " war die Entscheidung richtig, die Hauptrollen mit musicalerfahrenen Sängern zu besetzen. Natürlich würden Schauspieler die Rollen anders spielen, aber sicher schlechter singen. Hauptsache: das Paar auf der Bühne ist stimmig. Wie der Leadsänger Dany Demuth im weissen Dinerjackett das Jahrhundert-Idol verkörpert, ist charmant, ja sängerisch stark, hat Lässigkeit. Wenn Jennifer Rudin am Piano sitzt, jazzig in die Tasten greift und dazu noch "My Funny Valentine" ins Mikro haucht, ist sie ganz sie selbst. In den emotional heftigeren Szenen wird sich die Sängerin im Laufe der Aufführungen sicher schauspielerisch noch mehr freispielen. Aber auch so bleibt die Geschichte nicht im Musicalhaften allein stecken, und das Schauspiel hinkt den Songs nicht hinterher. Der emotionale Höhepunkt ist erreicht, wenn Demuth das hymnische "New York, New York" und den unsterblichen Sinatra-Song "My Way", das Lied für die Liebe seines Lebens, singt. Die Sinatra-Story in Basel hört gefühlvoll auf mit dem Duett, mit dem Vater Frank und Tochter Nancy 1967 die Charts stürmten: "Something Stupid". Ein Ohrwurm.

Jürgen Scharf