< Pressestimmen: Männer und andere Irrtümer...!

Französische Männerschelte

Kristina Nel brilliert mit Ein-Personen-Stück im Basler Förnbacher-Theater

Was Sie schon immer über Männer wissen wollten, sagt Ihnen jetzt Kristina Nel in dem Ein-Frau-Stück „Männer und andere Irrtümer“ im Förnbacher-Theater Basel. Eine intelligent gemachte Komödie zweier französischer Autorinnen über die Unzulänglichkeit männlicher Lebensführung und weiblicher Schwäche.

Das Stück ist sozusagen die französische Gegenantwort auf die amerikanische Kult-Comedy „Caveman-Du sammeln, ich jagen“, das erfolgreichste Solostück in der Geschichte des Broadways über Männer und ihre Beziehungen zu Frauen.

Nun hat das Pariser Pendant zu den jagenden Männern nicht unbedingt das Zeug zum Lachmuskeltraining wie die vergleichbare US-Ein-Mann-Story, die durch Gelächter die Bauchmuskeln in Bestform bringt –aber dafür liftet sie in zwei höchst amüsanten Stunden durch viel Lächeln die Gesichtsfältchen ganz dezent, ohne Botox, nur mit Pointen. Denn diese französische Männerschelte kommt charmant daher, mit viel Witz, trockenem Humor, und sie versammelt alle Klischees, die es über Männer gibt: von der Glatze bis zu den sprießenden Haaren in Ohren und Nasen. Aus Frauensicht wird ein ironischer Blick auf beiderlei Geschlechter geworfen, deren kleine Unterschiede und großen Folgen, auf männliche Logik und weibliche Intuition.

Es ist ein Mammutdialog. Szenen einer Ehe gespielt von einer einzigen Person, die im Laufe des Abends in gut 20 Rollen schlüpft. Von der betrogenen Ehefrau, dem untreuen Ehemann, der Nebenbuhlerin, den besten Freundinnen, die auch die schlimmsten Feindinnen sein können, über den anbaggernden Nachbarn, die italienische Concierge, Ex-Liebhaber, Eltern, Sohn, wohlmeinende Mitmenschen.

Die namenlose „Sie“, die sich zuerst erschießen, dann aber doch lieber Witwe werden will, ist eine Paraderolle für eine so vielseitige Schauspielerin wie Kristina Nel, die zuletzt in der Screwball-Komödie „Othello darf nicht platzen“ als Opernsängerin und in Yasmina Rezas Familiendrama „Gott des Gemetzels“ als Mutter zu sehen war.

Auch in der One-Woman-Show ist Nel wandlungsfähig, bühnenpräsent, kann auf der fast leeren Bühne alle Re-gister ihrer subtilen Schauspielkunst ziehen. Als schnöde Sitzengelassene schaltet sie innerhalb von wenigen Se- kundenbruchteilen um vom heulenden Elend mit Großpackung Kleenex, zur wilden Furie, von der frustrierten Trennungsgeschädigten, die einsam mit dem Goldfisch redet, zum naiven Dummchen Im Heimwerkermarkt, wo, sie - hallo, Männer, auch schon mal erlebt? - auf das Heimwerkermännchen trifft.

Es wäre zu komisch gewesen, wenn ihr Ehemann Helmut Förnbacher in dieser Ehe-Tragikomödie Regie geführt hätte. Er überließ das großzügigerweise seinem Gastregisseur Stefan Saborowski, der das Stück flott inszeniert und aus dem reinen textlastigen Frauensolo szenisch herausholt, was an Aktion und Emotion möglich ist.

Und seine Protagonistin, die sich einen Abend lang für die Zuschauer höchst unterhaltsam den Frust von der Seele redet, weiß im eleganten Hosenanzug auf archetypische Weise feminin zu sein.

JÜRGEN SCHARF