Förnbacher Theater Company in Basel spielt zum Saisonauftakt Molières Komödie "Der Geizige".
Ja, das liebe Geld! "Alle sitzen drauf und keiner rückt was raus!". Das war schon zu Molières Zeiten so, und das ist heute nicht anders. Um an Geld heranzukommen, tun die Leute alles. Sie schmeicheln, heucheln, betteln, jammern, klagen. Und sind verzweifelt, wenn es plötzlich abhanden kommt. "Mein Geld ist weg! Mein schönes, liebes Geld!", zetert der Titelheld in Molières Komödie "Der Geizige", mit der die Helmut Förnbacher Theater Company ihre neue Saison im Badischen Bahnhof Basel eröffnete.
Gegen den Trend, Molière-Stücke auf Biegen und Brechen auf aktuell zu trimmen, bringt Förnbacher seinen "Geizigen" in barocken Kostümen auf die Bühne – eine wahre Augenlust, diese prächtigen Röcke, Kniehosen und spitzenverzierten Gewänder! Und doch ist es kein historisches Perückenstück geworden, denn Förnbachers Inszenierung dieses gesellschaftskritischen Meisterwerks ist erfrischend unverstaubt, temporeich, ironisch, voller Bewegung, Energie und sprühend vor originellen Einfällen. Das Bühnenbild besteht aus rot gepolsterten Stühlen, die je nach Szene neu positioniert werden und auch mal als handfeste Requisite beim Streiten eingesetzt werden.
Auch sprachlich wirkt das Stück in Förnbachers Übersetzung flott, flüssig und aufgefrischt, mit geschliffenen Dialogen und ein paar kleinen Anspielungen auf die heutige Zeit. Etwa wenn Titelheld Harpagon über die hohen Bankgebühren und "Negativzinsen" jammert. Förnbacher selbst spielt die Titelfigur und kostet diese ergiebige Charakterrolle des steinreichen Geizkragens, der auf seine alten Tage noch auf Freiersfüßen wandelt, aufs Nuancierteste und Vergnüglichste aus. Er ist ständig in Bewegung, rennt, springt, tobt. Höchst agil in Mimik, Gestik und Körpersprache und mit pointiertem Spielwitz gibt er den knauserigen Superreichen, der seine Louis d'or mehr liebt als alles andere und die Familie mit seinem fanatischen Spartick und seiner Geldgier zur Verzweiflung treibt. Förnbachers Harpagon steigert sich in einen wahren Wut- und Temperamentsausbruch hinein und verdächtigt sogar das Publikum, sein heissgeliebtes Geld geklaut zu haben. Eigentlich ist dieser knauserige Krösus ja keine sympathische Figur, aber Förnbacher zeichnet diesen Charakter mit so süffisanter Ironie, dass er die Schwächen, Eitelkeiten und Verschrobenheiten umso prägnanter zum Vorschein bringt.
Vor allem sind es auch die jungen Schauspieler im Ensemble, die diesen Molière-Klassiker zu einem funkelnd frischen Komödien-Genuss machen. Falk Döhler spielt hinreißend leichtfüßig, energiegeladen und voller jugendfrischem Sturm und Drang den lebenslustigen Sohn Cléante, einen hitzköpfigen Glücksspieler, der ständig Schulden hat und mit seinem Vater aneinander gerät. Laurence Schnyder verkörpert mit Anmut und Liebreiz Mariane, eine bezaubernde junge Dame, um deren Gunst Vater und Sohn gleichermaßen rivalisieren. Auch das zweite junge Liebespaar im Stück ist trefflich besetzt: Simon Matt gibt als Valère ein glänzendes Debüt im Förnbacher-Ensemble. Michèle Bielser als mädchenhafte Elise spielt emotional glaubhaft die behütete Tochter, die sich gegen die Heiratspläne des Vaters wehrt. Effektvoll und elegant setzt sich Kristina Nel im roten Reifrock in der Rolle der geschickten Kupplerin Frosine in Szene. Mit verschmitztem Humor agiert Dieter Mainka als treuer Diener, der unter dem Sparfimmel seines Herrn leidet. Am Schluss haben sich die Liebespaare doch noch gefunden und der Geizige bleibt allein zurück mit seinem heiß geliebten Geld.
Roswitha Frey