< Pressestimmen: Offene Zweierbeziehung - das «Up-Date»…!

Theater verabschiedet sich

Der Countdown läuft. Nur noch wenige Wochen: Dann fällt der Vorhang in der Theaterhalle im Badischen Bahnhof Basel endgültig. Die letzte Premiere der Förnbacher Theater Company fand statt.

Am 30. September nimmt die Helmut Förnbacher Theater Company Abschied von ihrem langjährigen Spielort. Nun gab es eine letzte Premiere.

Theaterleiter Helmut Förnbacher trat am Sonntag bei der definitiv "allerletzten Premiere" an dieser Spielstätte denn auch "mit einem weinenden und einem fröhlichen Auge" vor das Publikum. Traurig, weil Ende September endgültig Schluss ist in der zum Theater umgewandelten ehemaligen Zollhalle. Und glücklich, weil die Verlängerung um drei Monate von der Bahn und der Stadt Basel genehmigt wurde und ein üppiger Sommerspielplan in dieser Gnadenfrist nochmal pralles Theater in dem speziellen Ambiente bietet.

Ein furioses Solo


Als "Update" hat Regisseur Helmut Förnbacher die Komödie "Offene Zweierbeziehung" von Dario Fo und Franca Rame als Frauensolo bearbeitet. Er sieht es als Hommage an seine Ehefrau, die Schauspielerin Kristina Nel, die seit 24 Jahren im Förnbacher Theater im Badischen Bahnhof unzählige Hauptrollen gespielt hat. Nun legt sie in dieser letzten Premiere ein furioses Solo hin, in dem sie ihre Wandlungsfähigkeit als Schauspielerin in allen Facetten auslebt. Sie verkörpert nicht nur fulminant die Hauptperson, die betrogene Ehefrau Antonia, sondern auch alle anderen Rollen: die des untreuen Ehemanns, der als notorischer Fremdgänger eine "Weibergeschichte" nach der anderen hat, und die des coolen Sohnes mit Rappermütze und Kopfhörern, der seiner Mutter rät, auf Männerfang zu gehen.

Blitzschnell schaltet Kristina Nel von einer Figur auf die andere um. Expressiv und dramatisch mimt sie die Leiden der frustrierten Antonia, die sich von ihrem Mann nicht mehr begehrt fühlt, seine Affären nicht länger ertragen kann und den Spieß umdreht. Mit lustvoller Spielfreude führt sie die Verwandlung der verbitterten Betrogenen zur selbstbewussten Frau vor, die ihren Mann rasend eifersüchtig macht. Denn sie schwärmt ihm von ihrer neuen großen Liebe vor. Zwischen Spaghetti-Kochtopf und einer Vase mit riesigen Rosen spielen sich die Szenen und Auf und Abs einer offenen Ehe ab. Die Diseuse Liv Markus setzt sich zwischen den Szenen ans Piano und singt mit rauchiger Stimme Chansons über die Liebe.

Doch nicht nur diese funkensprühende Ehe-Tragikomödie lohnt einen letzten Besuch im Förnbacher Theater. Auch der Dürrenmatt-Krimi "Der Richter und sein Henker" ist als weitere Premiere zu erleben – aufgelegt zum 100. Geburtstag des Dramatikers. In einer spannenden inszenierten Lesung bringen Kristina Nel und Helmut Förnbacher die raffiniert gestrickte Geschichte um den todkranken Kriminalkommissar Bärlach und den Mord an seinem Mitarbeiter auf die Bühne.

von Roswitha Frey (für die Badische Zeitung)