Französische Komödien sind ja beliebt – vor allem im Kino. „Ziemlich beste Freunde“ ist so eine (gibt es auch als Theaterstück), „Monsieur Claude und seine Töchter“ eine andere. Man denke nur als Polanskis Verfilmung von „Der Gott des Gemetzels“. Auch „Le Prénom“ (Der Vorname) des französischen Filmemacher-Tandems Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière war ein Kinokassenschlager.
Die verfilmte Gesellschaftskomödie ist aber auch eines der erfolgreichsten neueren Bühnenstücke, und so darf sich das Förnbacher Theater in Basel glücklich schätzen, die Rechte bekommen zu haben. Das Kammerspiel im Stil von Yasmina Rezas Bestseller „Gott des Gemetzels“ geht jetzt zum Auftakt der Saison der Förnbacher Theater Company im Badischen Bahnhof über die Bühnenbretter.
Ein schlechter Scherz? Kann man seinen Sohn Adolphe nennen? Mit „phe“ und nicht mit „f“. Ein feiner Unterschied zwar, aber für das Ohr dasselbe. Es klingt wie Adolf. Was für eine Provokation, seinen Sohn wie Hitler zu nennen! Das ist der Ausgangsplot dieser Familiengeschichte, die bei einem gemütlichen Abendessen mit langjährigen Freunden harmlos beginnt und außer Kontrolle gerät. Der Streit um den Namen des neuen Erdenbürgers wird zum Aufhänger für eine Generalabrechnung unter den Protagonisten. Es kommt nicht nur zum verbalen Schlagabtausch, sondern zu Handgreiflichkeiten und Bloßstellungen. Schmutzige Wäsche wird gewaschen, unangenehme Dinge werden gesagt. Die Situation eskaliert. Zum Schluss ist die Runde hoffnungslos zerstritten.
Die Dame des Hauses (Kristina Nel), die ein schönes marokkanisches Essen vorbereitet, ist als Gastgeberin total überlastet und gestresst. Irgendwann verliert sie die Nerven und die Contenance und legt einen Gefühlsstrip hin. Kein Wunder bei diesem geizigen Ehemann, der sich nie um die Familie gekümmert hat (Philippe Steiner). Allen voran Helmut Förnbacher als reicher Lebemann, der mit seinem Witz von Adolf seine Freunde und seine junge Braut (Natalie Kriesemer) provoziert. Ein wunderbarer Abend also („es hat allen geschmeckt“), bei dem ein befreundeter Musiker (Nic Aklin) sich als Liebhaber der Mutter outet – noch mehr unliebsame Geheimnisse, Lügen und Lebensbeichten, die da zu Tajine und Falafel auf den Tisch kommen.
Helmut Förnbacher führt selbst Regie bei diesem zwischenmenschlichen Chaos um schöne Frauen, (geist)reiche Männer und entlarvende Blicke in die Intellektuellenszene von Paris. Das Ensemble hebt das Stück über Boulevardniveau hinaus, macht es aber nicht zur bissigen Satire, nicht zum wirklichen „Gemetzel“.
Förnbachers charmante Regie sorgt dafür, dass es in dieser Dialogkomödie amüsante Wortduelle, ironische Situationskomik und treffende Pointen gibt – ein Saisonauftakt der geistvollen Art.
Die Oberbadische Jürgen Scharf