Im Förnbacher Theater am Badischen Bahnhof wird derzeit das Drama «Julius Caesar» von William Shakespeare gegeben. Grosses Theater in modernem Outfit.
Macht und Ränkespiele, Freundschaft und Verrat – bei Julius Caesar werden die grossen Gefühle thematisiert. Helmut Förnbacher als Marcus Antonius und Dieter Manka als Caesar. (Fotos: zVg)
Wir stehen in schwierigen Zeiten. Rund um den Globus, allüberall, profi lieren sich Machthaber, die Böses im Schilde führen. Populisten und Rechtsaussen liegen im Clinch mit demokratischen Kräften, die zu retten versuchen, was noch zu retten ist. Da kommt das Drama «Julius Caesar» genau im richtigen Moment. William Shakespeare ist ein Meister im Aufzeigen von politischen Macht- und Ränkespielen. Das Förnbacher Ensemble bringt diese Auff ührung in modernem Format auf die Bühne. Die Protagonisten aus dem alten Rom agieren nicht in Tunica und Toga, sondern in Bühnenkostümen aus der Moderne. Und Caesars Widersacher trällern den unbeschwerten italienischen Schlager «Volare – Nel Blu Dipinto Di Blu» aus den Anni Cinquanta, bevor es dann in shakespearscher Manier grimmig zur Sache geht.
Im Zentrum steht Julius Caesar – der Imperator steht auf dem Gipfelpunkt seiner Macht. Als Praefectus Moribus ist er oberster Richter über Sitte und Anstand. Darüber hinaus wirkt er als Oberbefehlshaber aller Truppen und kontrolliert auch die öff entlichen Finanzen. Einzig der Königstitel fehlt ihm noch. Zu dreien Malen bietet ihm Marcus Antonius die Krone an, dreimal lehnt Caesar ab. Aus taktischen Gründen wohlgemerkt. Doch jetzt tritt Cassius auf den Plan. Da er eine lange Alleinherrschaft von Caesar fürchtet, spannt er mit Brutus zusammen. Im Verbund mit anderen planen sie an den Iden des März den minutiös vorbereiteten «Tyrannenmord», der dann auf der Bühne mit Papierschnipseln schaurig zelebriert wird. Auf diese Weise wollen die Verschwörer die Republik retten. «Unsere Sache ist die Rettungs Roms», deklamieren sie.
Doch Marcus Antonius als Gefährte von Caesar bleibt vom Blutbad verschont. Bei der öff entlichen Trauerfeier für Caesar darf er sogar das Wort ergreifen. In diesem wichtigen Moment läuft er zu Bestform auf. Zu welchen rhetorischen Tricks er dabei greift und wie später das weitere Schicksal der Caesarenmörder bei Philippi aussieht, das kann man sich nun in dieser eindrücklichen Inszenierung im Förnbacher Theater zu Gemüte führen. Es spielen: Dieter Mainka (Julius Caesar), Kristina Nel (Calpurnia und andere Rollen), Helmut Förnbacher (Marcus Antonius), Matthias Klausener (Brutus), Falk Döhler (Cassius), Frank Bakker (Casca und Octavius), Percy von Tomëi (Trebonius und andere Rollen).
von Lukas Müller (in der Kleinbasler Zeitung)