Celestino Piatti war ein Grosser. Seine Kreativität war unerschöpflich. Sein Einfallsreichtum, sein künstlerisches Gespür. Sein Stil war unverwechselbar. Treffend. Berührend. Stark.
Wie gerne war ich mit ihm zusammen. Wie gerne habe ich mit ihm in seinem chaotisch-gemütlichen Atelier an der St.Johannsvorstadt hoch über dem Rhein - oder in seinem fast schon verwunschenen Eulen-Haus ganz oben am Waldrand von Duggingen - die Entwürfe zu all unseren Plakaten in den vielen Jahren unserer Zusammenarbeit besprochen. - Er hat jedes Theater-Stück gelesen, jede Inszenierung hinterfragt und auf geradezu geniale Weise Inhalt und Aussage in unseren Theater-Plakaten auf den Punkt gebracht. In vielen unserer Inszenierungen sass er und hat mit wenigen Strichen die Schauspieler während der Arbeit auf den Proben oder während der Aufführungen treffend und präzise skizziert. Und er hat unser Theater-Logo geschaffen.
Auch jedes der über 6‘000 Taschenbücher hat er gelesen, für die er über Jahrzehnte für den DTV-Taschenbuch Verlag die Umschlagseiten entworfen hat. Er hat damit das Erscheinungsbild des Verlags unverwechselbar und wesentlich geprägt.
Seine Kraft etwas zu schaffen war überwältigend. - Er war freier Maler, Bildhauer, Grafiker, Karikaturist. Er hat Bücher illustriert, Briefmarken, Glas-und Wandbilder entworfen, unzählige grosse und kleine Skulpturen aus allen nur denkbaren Materialen geschaffen. Und alles mit derselben inneren Leidenschaft für das, was er gerade tat.
Für unser Theater hat er zwanzig Jahre lang - bis ihn die Gesundheit im Stich liess - wunderbare Theater-Plakate und Litografien geschaffen.
Jetzt sind wir weltweit das einzige Theater mit einer einmaligen Sammlung aussergewöhnlicher, starker Theater-Plakate aus einer intensiven, fast schon ungewöhnlichen Zusammenarbeit eines Theaters mit einem bildenden Künstler.
Schön ist, dass seine Werke bleiben. Schön ist, dass seine Theater-Plakate in unserem Foyer hängen. - Und schön ist, dass Celestino Piatti so für uns und unsere Zuschauerinnen und Zuschauer lebendig bleibt…
Helmut Förnbacher