Der Schauspieler Jupp Saile ist tot.
Seine letzte grosse Rolle hat er bei uns gespielt - in unserem Theater im Badischen Bahnhof. - Allan Karlsson, die Titelrolle in «Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg - und verschwand!». Inszeniert hat meine Tochter, Sandra Rudin Förnbacher. - Danach hat ihn seine Gesundheit gezwungen, leiser zu treten.
Jetzt ist er gestorben - am 5. Februar. Friedlich, in seinem Basler Pflegeheim, in das er sich seit kurzer Zeit zurückgezogen hat. - Jupp war ein Mensch, der Menschen liebte - und er war wunderbarer Menschen-Darsteller.
In Köln geboren und an der Folkwangschule in Essen zum Schauspieler ausgebildet, spielte er an vielen deutschen Bühnen, bevor ihn Frank Beyer 1978 in das Schauspiel-Ensemble an das Theater Basel verpflichtete. Jupp verliebte sich in die Stadt und Basel wurde zu seiner zweiten Heimat. Ganze zwölf Jahre war und blieb er - bis zu seiner Pensionierung - ein vom Basler Publikum und den Mit-Schauspielern gleichermassen be- und geliebter Charakter-Darsteller.
In unzähligen Inszenierungen stand er auf der Basler Bühne: in Tschechows «Die Möwe», in Millers «Hexenjagd» und in Dürrenmatts «Die Physiker». - Anschliessend war er war er noch an diversen Theatern in der Schweiz als Gast-Schauspieler zu sehen. Ein schweizweiter Erfolg gelang ihm in Luzern - mit «Das Herz eines Boxers».
Unvergesslich bleibt er bei uns auch in der hinreissenden Komödie von Neil Simons «Sunny Boys» als ein in die Jahre gekommener Schauspieler, der sich vor über 40 Jahren mit seinem Partner auf der Bühne so zerstritten hat, dass die Aufführungs-Serie abgebrochen werden musste.
Jetzt ist er tot. Und wir vermissen ihn. Als Mensch, Freund - und Schauspieler…
Helmut Förnbacher
Und das hat Roswitha Frey in der Badische Zeitung über ihn anlässlich der Schweizerischen Erstaufführung zu Jonas Jonassons «Der Hundertjährige…» im Förnbacher Theater geschrieben:
«…Eigentlich ein schier unmögliches Unterfangen, die personenreiche aberwitzige Geschichte um Karlsson, der an seinem 100. Geburtstag zu einer abenteuerlichen Flucht aus dem Altersheim startet und ganz Schweden in Atem hält, in zweieinhalb Theaterstunden zu bändigen. Regisseurin Sandra Rudin Förnbacher schafft das in dieser Bühnenfassung mit viel Witz, einfallsreichen Szenen und bildstarken Videos. Alles ist in dieser multimedialen Inszenierung in Bewegung, die Personen und die am Auge vorüberziehenden schwedischen Landschaften. (…) Acht Darsteller spielen 50 Rollen. Nur einer verkörpert durchgängig eine einzige Figur: Jupp Saile in der Titelrolle. Man könnte sich keinen idealeren Schauspieler für diesen liebenswürdigen, eigensinnigen Charakter denken, denn Saile strahlt so viel gelassene Lebensklugheit, hintersinnigen Schalk, Selbstironie und trocken-lakonischen Humor aus, dass das wunderbar zu diesem Eigenbrötler Allan passt. …»