Da schwelt nicht nur die Glut des Grills, da bricht eine richtige Rassismus-Debatte aus. Und aus der Kleinigkeit wird eine Grundsatzdebatte über Religion, Toleranz, Migration, Integration und Einwanderungspolitik. Mit diesem Vereinsgrill begeben sich die Tenniscracks auf politisch vermintes Gelände. Der Verein steht vor einer Zerreißprobe. Hinter der Clubfassade erscheinen die Vorurteile, und die Rassimuskeule wird geschwungen.
Bald läuft alles aus dem Ruder. Da kann der selbstverliebte Vorsitzende Herbert (Helmut Förnbacher) noch so oft „Fair Play!“ und Respekt vor dem (sportlichen) Gegner einfordern, um schließlich entnervt und beleidigt sein Amt hinzuwerfen, als er mit Trump und Erdogan verglichen wird. Förnbacher, der auch für die flotte Regie zeichnet, gibt den harmoniebedürftigen Vorsitzenden – und da ist er durch und durch Schweizer.
Sein Vize ist unversöhnlich, ein verkappter Rechtspopulist und aufgebrachter Stänkerer, der seine unterdrückten Ressentiments endlich rauslassen kann. Matthias Klausener ist dieser Unsympath, der aus dem kleinen Konflikt einen großen Glaubenskrieg anzettelt, was fast schon paranoid wirkt.
Der „Glaubensgemeinschaft“ der Schweizer Bratwurst- und Klöpfer-Gemeinde steht Lou Bihler als türkischstämmiger Basler Erol, dem Förnbacher noch den Basler Fasnächtler andichtet, erst mal gelassen und ruhig gegenüber. Aber als er verdächtigt wird, eine Affäre mit seiner Partnerin im Doppel (Daniela Bolliger als „Flexitarierin“) zu haben, platzt auch ihm der Kragen.
Vegetarier Torsten (Werbetexter mit lockeren Sprüchen: Percy von Tomei) steigert sich als eifersüchtiger Ehemann auch noch hinein. Das Vorstandsteam zerstreitet sich völlig und langsam wird es absurd. Die Stimmung kippt, die Diskussion um den Grill nimmt schizophrene Züge und das Chaos ist perfekt. So leicht wird die Komödie zur „Dramödie“.
Und dahin steuert ganz bewusst diese aktuelle Culture-Clash-Komödie, in der es nicht nur um die Wurst geht, sondern um gesellschaftliche Gruppierungen, andere Kulturen und den Kulturkampf. Allenfalls könnte man diese pointiert-knackige „Extrawurst“ noch etwas satirischer aufziehen. Förnbacher sieht das Stück als bissige Unterhaltung mit Tiefgang und baut manches Basler Politikum und aktuelles Lokalkolorit ein: etwa eine Blocher-Lounge fürs Clubhaus, das von den Stararchitekten Herzog & de Meuron geplant wird.
Die Abstimmung im Publikum sagt eindeutig Ja zum zweiten Grill für Erol. Am Schluss gibt Helmut Förnbacher sogar einen netten Türkenwitz zum Besten, und als Zugabe singt das Ensemble noch „Stägeli uf, Stägeli ab“, das berühmte Lied der Geschwister Pfister über das Auf und Ab im Leben.
Und wenn sich der Club nicht aufgelöst hat, streitet der Vorstand während der Spielzeit noch viele Male weiter und Torsten holt seiner Melanie noch einige Cüpli...